Wenn das Unglück da ist, dann ist der liebe Gott schuld!

Wilhelm Busch erzählt: Ich kenne eine Frau, eine tüchtige Frau, eine sehr, sehr tüchtige Frau... Aber sie weiß auch, dass sie tüchtig ist. So oft ich mit ihr zusammenkam, verstand sie es, ihre Tüchtigkeit ins rechte Licht zu setzen. Die Familie kam voran. Und wenn man der Frau glauben konnte, dann war das ihre Tüchtigkeit und ihre Geschicklichkeit und ihr Fleiß. Ich habe nie gehört, dass sie gesagt hätte: "Gott hat uns gesegnet. Ihm will ich danken." Sie lobte nur sich und ihre Tüchtigkeit.
Aber eines Tages kehrte Unglück in ihrem Hause ein. Es kam sehr viel auf einmal. Da besuchte ich sie wieder. Und wisst ihr, was sie jetzt sagte: "Was habe ich nur getan, dass unser Herrgott mich so hart schlägt?"
Da musste ich  -  trotz der ernsten Situation  -  lachen. "So", sagte ich, "wenn's also bei Ihnen vorangeht, wenn das Glück lacht und die Sonne scheint, dann ist das immer nur Ihre Tüchtigkeit, Ihr eigenes Werk und Verdienst. Wenn's aber schiefgeht, wenn Schweres kommt, wenn das Unglück da ist, dann ist der liebe Gott schuld. Dann wird er angeklagt. O Narrheit!"

 

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 74
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