Was ist Segen?

Der Bächlibauer hat auch vom Segen gefaselt, als er sein Gütlein bei den Juden gut an den Mann gebracht; der fromme Kaufmann, der während des Krieges, wo Millionen um Hab und Gut kamen, bauen und sich ausdehnen konnte, braucht das Wort auch, und wenn einer Mutter mit ihrer Tochter eine gute Partie gelingt, schwatzt sie auch gerne vom Segen... Grad weil ich glaube an die unerschöpfliche Fülle von Gottes Brunnen ... eben weil ich dieses wunderbare Schenken und Begnaden Gottes für eine so reelle und so große Sache halte, grade darum mag ich nicht jeden Goldregen, jede Erbschaft, jede "günstige" Verlobung, jeden äußeren Vorteil Segen heißen. Ich habe gesehen, dass Gott, die er segnet, nicht auf dem Parkettboden durchs Leben spazieren lässt, vielmehr harte, mühsame Wege führt, durch Heimsuchungen und Enttäuschungen hindurch, durch Leid und Prüfungen.

Aus: A. Maurer, "Sonntagmorgens", F. Reinhardt, Basel.