Was es heißt, an der Front zu sein

Wilhelm Busch (1897-1966) schreibt: Vor einiger Zeit brachten die Zeitungen Bilder von den Uniformen der westdeutschen Wehrmacht. Als ich diese Bilder sah, fiel mir meine Jugend ein: Mit welchem Wohlgefallen zog man so eine hübsche Uniform an. Aber eines Tages stand man ganz vorn an der Front. - Wisst ihr, was das heißt: ganz vorn? Da ist hinter einem eine lange Etappe. Da sind Bäckereien und Stäbe, da sind Depots und Trainkolonnen. Und dann kommen die Artilleriestellungen. Und dann Gräben. Und dann - ganz vorn - Erdlöcher. Darin kauert man. Vor sich hat man nichts mehr als das Niemandsland, wo der Tod umgeht.
Mir ist das ein Gleichnis für das Reich Gottes in dieser Welt. Da ist manch einer, der hält den Christenstand für eine interessante und gutsitzende Uniform. Aber bald muss er innewerden: Das ist kein Kinderspiel. Mit dem Sterben Jesu und seinem Auferstehen hat Gott den Kampf um die Welt aufgenommen.
Ja, da gibt es auch eine Etappe: Da sind die Millionen Namenchristen, da sind die Stäbe der Kirchenleitungen. Da ist auch die Artillerie! Ich hörte erst kürzlich von einem Kirchenmann sagen: »Der ist eine Kanone.« Aber wer Jesus gehören will, ist schließlich ganz vorn, der Macht der Finsternis und allen Dämonen gegenüber. Ein Ladenmädel, das in seinem Betrieb den Weg Jesu gehen will; ein Arbeiter, der seinen Herrn bekennt; eine Mutter, die als einzige in der Familie betet; ein führender Mann, der in der Gesellschaft sich zu Jesu Kreuz bekennt - ja, die wissen, was es heißt: im Kampf des Reiches Gottes ganz vorn sein.

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1850
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