Was einer gern tut, das fällt ihm nicht schwer!

Der Evangelist Samuel Keller erzählt: Es war böses Unwetter, die Wege unergründlich geworden. Da plötzlich stellte sich für mich die Notwendigkeit heraus, in diesem Wetter etwa zehn deutsche Meilen weit nach Hause zu fahren. Für Geld konnte ich bei diesem Weg und Wetter keinen Wagen haben, ich musste mich also aufs Bitten legen. Der erste Fuhrmann, den ich darum bat, stand auf, ließ seine Pferde anspannen, und zehn Minuten später fuhren wir im Sturm und Wetter auf offenem Wagen über die Steppe. Unterwegs sagte ich zu meinem Fuhrmann: "Nun sagen Sie mir mal aufrichtig: War es Ihnen heute nicht sehr schwer, mir den Gefallen zu tun?" Da antwortete der Mann mit dem ruhigsten Gesicht und freundlichem Ton: "Lieber Herr Pastor, was einer gern tut, das fällt ihm nicht schwer."
Ich habe dieses Wort nicht mehr vergessen. Oft und viel, wo Last und Überlast von mir verlangt worden ist, ist mir jenes Wort wieder eingefallen.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 455
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