Was du sagtest war gut, aber in welchem Geist geschah es?

Pfarrer Wilhelm Busch erzählt: Während des ersten Jahres der Hitler-Herrschaft fand in Salzuflen eine große Pfarrer-Versammlung statt. Am Vormittag sprach ein Redner, der völlig vernebelt war von den großen Worten jener Tage. Da prasselte es nur so von Worten wie "Schöpfungs-Ordnungen Gottes", "Volk" und "Rasse". In der Diskussion meinte einer: "Wenn doch unser Volk solch eine Abneigung gegen das Alte Testament hat, dann lasst es uns doch zurückstellen. Es kommt alles nur auf das Neue Testament an."
Mir kochte das Blut vor Zorn. Und als ich am Nachmittag den zweiten Vortrag zu halten hatte, sprach ich mir die Seele frei: Dass wir uns zum ganzen Wort Gottes bekennen müssten! Und dass wir von den Schöpfungsordnungen Gottes nicht mehr viel wissen könnten, da wir in einer vom Sündenfall zerrütteten Welt lebten! Und dann sagte ich: "Ich kenne keine andere Offenbarung Gottes als die in Jesus, dem für uns Gekreuzigten." Und wir hätten wohl heute wie immer keine andere Aufgabe, als ihn zu predigen.
Es war herrlich, wie die Versammlung mir zufiel. Viele drückten mir dankbar die Hand.
Aber dann kam Pfarrer Christlieb, nahm mich am Arm und sagte: "Lass uns ein wenig in den Garten gehen!" Dort fing er an: "Lieber Bruder! Alles, was du gesagt hast, ist mir aus dem Herzen gesprochen. Ich kann es Wort für Wort unterstreichen. Aber- -" Lange Pause! Es wurde ihm wohl schwer auszudrücken, was er meinte: "Aber - während du sprachst, hattest du einen Zug um den Mund, der verriet, in welchem Geiste du sprachst. Da waren Zorn, Lieblosigkeit, Hochmut und Selbstzufriedenheit! Du musst Buße tun, dass du einem bösen Geist Raum gibst."
Mitten ins Gewissen war ich getroffen. Christlieb hatte recht! Wie sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Wisst ihr nicht, wes Geistes Kinder ihr seid?" So fragte er nun auch mich in dem stillen Garten.
Welch ein treuer Seelsorger und Freund war Christlieb! Damit hier nicht ein falsches Bild entsteht, muss ich noch eine Anekdote erzählen. Christlieb konnte auch hart sein. So berichtete er mir einmal von einer Pfarrer-Versammlung, in der ein Kollege eine lange, unerträglich liberale, wässerige Rede hielt. "Da habe ich", sagte Christlieb, "unter dem Tisch die Hände gefaltet und zum Herrn geschrien: ,Herr! Stopfe ihm das Maul!'"
Nun lächelte der Alte, als er fortfuhr: "Und der Herr hat mich erhört. Der Mann konnte auf einmal nicht mehr weiter und beendete seine Rede."

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 882
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