Was bei der Verkündigung herauskommen soll
Ein Mann, der schon lange die christlichen Versammlungen besucht, aber nie rechten Ernst gemacht hatte, erzählte bei einer Gelegenheit folgendes, um aus seinem eigenen Leben heraus nachzuweisen, was bei der Verkündigung des Wortes Gottes herauskommen müsse:
"Ich bin Kaufmann, wie ihr wisst, und habe es früher mit dem rechten Maß und Gewicht nicht so genau genommen. Aber nach einer Predigt, die ich hörte, ging ich heim und warf sämtliche falsche Maße und Gewichte weg, Jetzt habe ich volles Maß und Gewicht. Auch lebte ich früher in jahrelanger Feindschaft mit meinem Nachbarn, aber nach jener Predigt ging ich sogleich zu ihm und bat ihn von Herzen um Verzeihung. Es ist jetzt zwischen mir und ihm alles im reinen. Dann habe ich früher einer armen Witwe leider auch einmal Unrecht getan. Sie kam in großer Not und Bedrängnis zu mir und bat mich um Hilfe, aber ich verschloss mein Herz und meine Hand gegen sie. Weinend ging sie von meiner Tür weg und jetzt noch kann ich ihren flehenden, hilfesuchenden Blick sehen, aber ich blieb kalt und hart. Diese Begebenheit trat nach jener Predigt wie ein Gespenst vor meine Augen und schnitt mir wie ein zweischneidiges Schwert in die Seele und deshalb machte ich mich gleich am anderen Tage auf den Weg, diese Witwe aufzusuchen und mein Unrecht gegen sie wieder gutzumachen. Ich bat sie herzlich um Verzeihung und schenkte ihr zweihundert Mark, um mein Gewissen zu entlasten. Zuerst wollte sie diese Gabe nicht annehmen, dann aber sagte sie, dass sie sich gerade jetzt wieder in Not befände und Gott um Hilfe angerufen habe, und so wolle sie dies Geld nun aus Gottes Hand annehmen. Diesmal waren es Dankes- und Freudentränen, die bei meinem Weggehen über ihre Wangen rollten. Ach, wie erleichtert und glücklich ich von dieser Witwe nach Hause ging, kann ich euch nicht sagen, mir war als hörte ich die Engel im Himmel jubeln.
Dann tat ich noch einen Gang nach jenem Gottesdienst und der war zu unserem Prediger. Ich war früher recht geizig und hing zäh am Irdischen. Als aber in jeder Predigt Gott so mit mir redete, machte ich es wie der Zachäus, der auch an die Armen dachte, als der Heiland bei ihm einkehrte. Ich nahm etwas von meinem irdischen Gut und übergab es unserem Prediger für Arme und fürs Reich Gottes.
Dies alles hat nun jener Gottesdienst bei mir bewirkt. Ich habe also damals nicht nur mein Herz dem lieben Gott übergeben und habe die Vergebung aller meiner Sünden durch Jesu Blut von Ihm empfangen, sondern auch mein ganzes Leben ist durch Gottes Gnade so verändert worden, wie ich es euch jetzt geschildert habe. Nun sagt selber, ob das nicht wirklicher Segen ist, den ich in jenem Gottesdienst empfangen habe."
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