Warum Gott Mensch wurde

Der Schriftsteller Herbert Kuhn berichtet ein eigenartiges Kindererlebnis:
In einem Nest am elterlichen Haus brütete alljährlich ein Amselpaar Junge aus. Wenn diese dann flügge waren und den ersten Flug wagten, fielen sie hilflos in den Garten hinab und wurden von den Katzen aufgefressen. Nun entschloss sich ein Junge, hier rettend einzugreifen. Wie es wieder soweit war und eine kleine Amsel herunterflatterte, sprang er herbei, hob sie auf und wollte sie ins Nest zurückbringen. Aber als er die Leiter emporstieg und sein riesengroßes Menschenantlitz über dem Nestrand auftauchte, erschraken die kleinen Vögel so sehr, dass sie aus dem Nest stürzten und erst recht den Katzen zur Beute wurden.

Verzweifelt klagte der Junge der Mutter seine Not über das dumme Amselvolk. Die Mutter entgegnete: "Du hättest anders handeln müssen."
"Ja, wie hätte ich es denn anders anstellen sollen?"
"Hättest du dich in eine Amsel verwandelt, dann hätten sich die kleinen Amseln nicht so gefürchtet und lebten noch."
"Aber das kann doch kein Mensch!"
"Ja, du hast Recht, das kann kein Mensch. Sieh, aber Gott kann das, er hat es getan, als er an Weihnachten aus seiner Höhe die Leiter herunterstieg, um zu uns zu kommen."

Einfacher als diese Mutter kann man die Notwendigkeit der Menschwerdung Gottes in Christus kaum erklären. Um uns zu retten, hat Gott vorsorglich Menschengestalt angenommen, damit wir nicht, ob seiner Größe erschreckt, uns vor ihm fürchten, fliehen und sterben müssten. Aus lauter Liebe zu uns ist Gott Mensch geworden! Das ist die Einfachheit Gottes, die erschreckende  -  und noch viel mehr heilsame, erfreuende Einfachheit Gottes! Frage nicht so viel, zerrede nicht, was du mit dem Verstande doch nicht fassen kannst! Lass das Weihnachtsgeschehen für dich wahr sein!

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 93
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