Warum die neun Aussätzigen nicht dankten

Zehn Aussätzige waren unterwegs zum Priester da sie hingingen wurden sie rein. Einer kehrte um, um Jesus zu danken. Ein anderer, der ihm nachsah, sagte zu seinen Kameraden: "Sollten wir nicht auch umkehren?" Da fing einer an aufzubegehren: "Mach doch nicht soviel Wesens aus unserem Gesundwerden, mein Aussatz war gar nicht so schlimm..." und der nächste stimmte ihm bei: "Der meine war schon lange in Heilung begriffen." Ein dritter sagte: "Bei mir war's wohl schlimm, aber ich wäre sicher nicht durchgekommen, wenn ich nicht früher so solide gelebt hätte. Meine starke Natur hat mich herausgerissen." Der vierte ließ seine Stimme hören: "Meine Mittel haben doch geholfen, ich hab' es ja immer gesagt." "Sollen wir Jesus, dem armen Wanderprediger, danken?" erklärten die zwei folgenden, "das ist doch eine genierliche Sache, so von den Leuten begafft werden. Wir wollen erst warten, ob die Heilung auch anhält. Dann ist noch genug Zeit zum Danken." Der nächste eilte zurück zur Arbeit. Vor lauter Gedanken darüber fand der Dank bei ihm keinen Raum. Der achte hatte Nachricht bekommen, dass seine Frau schwer krank sei. Die Sorge und das Leid schlugen das Danken tot. Da besann sich auch, der zuerst danken wollte, eines anderen. "Warum auch danken", murmelte er vor sich hin, "hatte denn Jesus etwas Besonderes getan? Heilen - das war doch sein Geschäft."
Neun versäumten Dank und Pflicht.
Mensch, vergiss der Wohltat nicht!

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 2280
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