Wage es, Du selbst zu sein
Ein Schriftsteller erzählt: "Vor einiger Zeit hatte ich die Möglichkeit, mit einer Gruppe von Amerikanern nach Spanien zu reisen, wo wir fünf erregende Tage im Gespräch mit Dr. Paul Tournier verbrachten. Zu dieser ungewöhnlichen Konferenz gehörte auch eine Arbeitstagung für Ärzte und Geistliche, auf der man Fragen stellen und sich Rat holen durfte. Das war die seltene Gelegenheit, dem christlichen Schriftsteller und Psychiater zu begegnen, der so großen Einfluss hat.
Einer der Ärzte fragte Paul Tournier, ob es möglich sei, ein 'Schein-Christ' zu sein. Als diese Frage von unserem Übersetzer vom Englischen ins Französische übersetzt wurde, erwiderte Dr. Tournier sofort mit einem launischen Lächeln: 'Aber gewiss. Ich zum Beispiel bin einer!'
Er redete dann weiter und erklärte uns, wie er sich oft dabei ertappte, jemand sein zu wollen, der er nicht sei - dass er versuchte, dem Bild zu entsprechen, das sich die Leute von ihm gemacht haben, dass er versuchte, seinem Ruf entsprechend zu leben, und dass er versuchte, selber die Probleme seiner Patienten zu lösen, anstatt sie von Gott lösen zu lassen.
Mit großer Aufrichtigkeit und viel Charme erzählte er uns von dem Paul Tournier, der so sehr jedem von uns ähnelt. Je mehr er seine eigene 'Falschheit' zugab und davon sprach, wie 'unecht' er zeitweise sein könne, desto klarer wurde Jesus Christus durch das Leben dieses Mannes offenbar. Hätte er die Frage vorsichtig und zurückhaltend beantwortet und in allgemeinen Redewendungen über die Gefahr des 'falschen Scheins' gesprochen, so wäre die Wirkung völlig anders gewesen. Hätte er die strittige Frage umgangen, so hätte er damit zum Ausdruck gebracht, dass er Christus ähnlich und niemals 'falsch' sei. Aber das hätte das Zeugnis verkleinert, das Christus uns durch einen Mann schenkte, der es wagte, er selbst zu sein - und der annahm, dass Jesus Christus er selbst sein würde, wenn nur Paul Tournier er selbst wäre."
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