Vor und nach der Zeitenwende

In sogennanten deutschgläubigen Blättern in der Zeit des Dritten Reiches konnte man Geburtsanzeigen lesen, die besagten, dass "im Jahre 1926 nach Teutoburg" "ein Heidenkind" geboren sei. 
Die anderen Völker werden wohl kaum das für die deutsche Geschichte sehr wichtige Datum der Hermannsschlacht als auch für ihre Geschichte und ihr Leben verbindlich ansehen. Sie werden an seiner Stelle lieber wichtige Ereignisse der eignen nationalen Geschichte zum Ausgangspunkt ihrer Zeitrechnung machen: die Engländer etwa die Besitzergreifung Britanniens durch die Angelsachsen 449 nach Christus, die Amerikaner das Jahr der Unabhängigkeitserklärung 1776 nach Christus, die Italiener das Jahr des Marsches auf Rom 1922. Es gäbe dann gar keine Weltgeschichte mehr, sondern nur noch eine Geschichte einzelner Nationen. 
Andere "Deutschgläubigen" sahen diese Unmöglichkeit ein und wollten an Stelle des üblichen "Vor und nach Christus" nun sagen: "Vor und nach der Zeitenwende". Damit war gerade das Entscheidende anerkannt. Ein Name war verschwunden. Aber um so schärfer hebt sich die Bedeutung dessen heraus, der die Zeitenwende gebracht hat. Seine Geburt ist das entscheidende Datum der Weltgeschichte. Das erkennen gerade seine Gegner mit ihrer neuen Benennung an.
nach R. Eckstein in Zeitwende.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 463
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