Vor Selbstmord bewahrt
Keller hatte ein großes Arbeitsgebiet, und wenn er die Bauern da und dort besuchte, musste er ganz für sie da sein. So hatte er manch einen unvorhergesehenen Dienst zu tun. Oft warf er sich spät, oder erst früh am Morgen, ins Bett. So wurde er eines Morgens um neun geweckt, um zehn sollte er schon predigen! Als er zur Kanzel ging, erinnerte er sich an ein Traktat über das Jüngste Gericht, ja einzelne Sätze aus demselben fielen ihm ein. "Gewiss will der Herr hier jemanden in letzter Minute retten!" Das wurde dann auch sein Thema, und mit eindringlichen Worten ermahnte er seine Zuhörer, Frieden mit Gott zu schließen. Nach der Predigt kam der Vorsitzende des Kirchenrates zu Keller und kritisierte ihn heftig. Aber auch eine Dame kam und bekannte, dass sie, weil sie unheilbar krank wäre, heute ihrem Leben ein Ende machen wollte. Das Gift hatte sie noch bei sich, aber sie wurde in die Kirche eingeladen und kam. Der Geist Gottes hatte sie überführt und sie fand Frieden mit Gott.
S. Keller, "Unsichtbare Fäden", S. 41
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