Von Geiern versorgt
In der chinesischen Landschaft Schansi widmete sich ein gewisser Li eifrig der Evangelisationsarbeit unter den Opiumrauchern. Ein Vetter von ihm, der Götzenpriester war, aber ihn wegen seiner edlen christlichen Gesinnung doch achtete, versorgte ihn von Zeit zu Zeit mit Brot und Hirse, worauf Li immer zu sagen pflegte: "Meines himmlischen Vaters Güte!" Das verdroß den Vetter, und er sagte einmal zu ihm: "Nein, meine Güte ist's!" Doch dieser erwiderte ihm: "Du hättest keine Güte, wenn sie dir Gott nicht ins Herz gäbe." Nun blieb der Vetter eine Zeitlang mit seinen Gaben aus, und Li hatte eines Tages gar nichts mehr zu essen Wie er nun im Gebet vor Gott lag, hörte er ein lautes Gekrächze von Vögeln über seinem Haus. Er eilte hinaus und sah einige der dort zahlreichen Geier, welche sich um ein Stück geraubtes Schweinefleisch stritten und dieses im Streit zur Erde niederfallen ließen. Rasch hob er es auf, und als er sich umsah, entdeckte er auch noch ein Stück Brot das ebenfalls den Vögeln entfallen war. (Also genau wie bei den Raben des Elia.) Während er sich das Fleisch kochte, kam sein Vetter wieder und fragte ihn spöttisch, wie es mit seines "himmlischen Vaters Güte" stehe. Er erzählte ihm triumphierend, was er soeben erlebt hatte, und dies machte auf den Götzenpriester einen solchen Eindruck, dass er von da an treulich für den armen Li sorgte, ja selber Christ wurde.
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