Vom Einbrecher zum Missionar

In der engen, dumpfen Zelle im Gefängnis zu Oslo in Norwegen rannte ein junger Mann hin und her. Der Kupferschmied Lars Olsen Skrefsrud war es. Welch ein wildes Leben hatte er bisher geführt! Bei allen Streichen seiner Kameraden war er dabeigewesen. Kein Trinkgelage mit ihnen hatte er versäumt. Das wilde Treiben endete mit Einbruchsdiebstahl - der Meister verfertigte auch Nachschlüssel. Vor Gericht nahm der 17-jährige alle Schuld allein auf sich, weigerte sich hartnäckig, seine Genossen anzugeben und wurde daher zur vollen Strafe, vier Jahre Gefängnis, verurteilt.

Das wurde der Wendepunkt seines Lebens. Er las die Bibel, las sie mit tiefer Beugung und brennendem Herzen. Las daneben alle wissenschaftlichen Bücher, deren er habhaft werden konnte; besonders betrieb er die Sprachen, für die er eine einzigartige Begabung hatte, so dass er bei seiner Entlassung deutsch, englisch, französisch, holländisch wie seine Muttersprache reden konnte. Hier im Gefängnis, in der Einsamkeit, lernte er seine ganze Sündhaftigkeit und Verdorbenheit kennen. Da schrie er zu Gott. Und der Herr neigte sich zu ihm als Erlöser und Erretter. Lars Skrefsrud fand im Gefängnis seinen Heiland und - seinen wahren Beruf. Gott berief ihn zu seinem Boten, zu seinem Missionar. Lars, dem der Herr seine ganze, große Schuld vergeben hatte, sollte diese Botschaft von dem Heiland und Erlöser anderen armen, gebundenen Menschen bringen! 

Als seine Strafzeit abgelaufen war, suchte er Arbeit. Aber er musste die Leiden eines Vorbestraften bis auf die Hefe auskosten. Sein festes Vorhaben, Missionar zu werden, musste noch in heißen Feuern der Beschämung sich läutern und stählen lassen. Der Direktor einer mechanischen Werkstatt nahm den bescheidenen, geschickten Arbeiter an, die Kirche und Missionsschule wies den Lernbegierigen ab. Das Vaterland verstieß ihn. 

In Berlin endlich, in der Goßnerschen Mission, wurde er für Indien angenommen. So ging er mit Vater Börresen hinaus, verdiente sich die Überfahrt auf dem Dampfer durch jegliche Arbeit und gründete unter dem Urstamm der Santalen eine gesegnete Mission. Ihnen ward er Lehrer und Vater, der sie zu Gott führte. Lars Skrefsrud hatte einen herrlichen Beruf gefunden. 

Nach: J. Saeter, "Lars Olsen Skrefsrud". Deutsch: Evang. Missionsverlag, Stuttgart. 

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 308
© Alle Rechte vorbehalten