Verschiedene Arten des Missbrauchs
Es gibt einen Missbrauch menschlicher Namen, der in unseren Gesetzesbüchern wohldefiniert und strafbar ist. Wenn jemand sorgfältig die Unterschrift eines anderen nachahmt, z. B. auf einem Scheck, um Geld vom Bankkonto des anderen zu bekommen, dann nennt man das eine Urkundenfälschung. Man stiehlt den Namen des Betreffenden - gewöhnlich, um auch sein Geld oder andere Werte zu stehlen.
Fälschung und Diebstahl ist beispielsweise auch, wenn ich meinem guten Nachbarn sage: "Kann ich heute deinen Wagen haben? Deine Frau hat mir gesagt, dass das in Ordnung geht", in Wirklichkeit aber hat seine Frau mir nichts dergleichen gesagt. Hier werden einer Person Äußerungen untergeschoben, die sie gar nicht getan hat; ihr Name wird benutzt, um andere Personen zu Entscheidungen zu veranlassen, die sie normalerweise nicht getroffen hätten.
Was mit Namen von Menschen geschieht, geschieht nicht selten auch mit dem Namen Gottes. Viele Menschen betreiben göttliche Urkundenfälschung. Sie setzen eigenmächtig den Namen Gottes unter Bitten, Aufforderungen, Versprechen oder sonstige Äußerungen, etwa folgendermaßen: "Ich brauche dringend 1000 Mark, und der Heilige Geist hat mir klargemacht, dass du mir das Geld geben wirst." Oder: "Gott lässt dir durch mich sagen, dass du nicht Brigitte, sondern Ilona heiraten sollst." Oder: "Gott hat mir geoffenbart, dass du nicht für die Missionsgesellschaft, sondern für das Werk Y arbeiten sollst." In Wirklichkeit redet hier nicht Gott, sondern es reden die menschlichen Wünsche oder Vorstellungen des Sprechers. Solcher Missbrauch kann raffinierte Formen annehmen, wie in folgender Anzeige: "Welcher christliche Hausbesitzer weiß sich von Jesus geführt, uns ein Haus zu schenken?"
Wo wir uns leichtfertig auf Gott berufen, ohne absolut sicher zu sein, dass Gott auch tatsächlich zu uns gesprochen hat, lästern wir seinen Namen und maßen uns an, die Rolle des Heiligen Geistes, der allein die Gläubigen führen soll, zu übernehmen.
(Edith Schaeffer)
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