Vergebung - ein schwerer Dienst

Am Tor eines Hugenottenschlosses klopft ein Reiter an, der sich in der Dunkelheit verirrt hat. Es wird ihm geöffnet und Obdach gewährt. Die Kinder erkennen in dem Gast einen grausamen Hugenottenverfolger, der vor wenigen Jahren nach kurzer Belagerung in das Schloss eingedrungen war. Damals war der Vater abwesend, und nur die beiden wurden Zeugen jener grausamen Folterung, an der ihre Mutter starb. Der Sohn flüstert dem Vater zu, wer sein Gast sei. Trotzdem ist dem Vater die Gastfreundschaft heilig.

Der Gast hat Verdacht geschöpft und daher in der Nacht kaum ein Auge zugemacht. Beim Abschied meint er zu seinem Gastgeber: "Du tatest wohl daran, mich zu schonen. Mein König ist der Herr Frankreichs." - "Und ich", erwiderte der Hugenotte, "bin eines noch größeren Königs Untertan. Der spricht: 'Die Rache ist mein; ich will vergelten' (Röm 12,19). Heute nacht ist mir sein Dienst schwer geworden. Lebe wohl!"

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 959
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