Umwerfende Liebe
Ein junges Mädchen aus V. heiratete gegen den Willen ihres Vaters einen armen, aber ehrenwerten Mann. Der Vater trieb die beiden aus seinem Haus und schloss Tür und Herz vor ihnen zu. Sie siedelten darauf nach B. über, wo sie einen guten Verdienst hatten und sich schnell emporarbeiteten. Nach vielen Jahren hatte der Vater in B. zu tun und beschloss, auch seine Tochter zu besuchen. Er erwartete einen kühlen Empfang. Aber seine Tochter und ihr Mann empfingen ihn äußerst freundlich und liebevoll; und nachdem er sich eine Zeitlang bei ihnen aufgehalten hatte, kehrte er wieder nach V. zurück. Einer seiner Nachbarn, der erfahren hatte, wo er gewesen war, fragte ihn, wie seine Tochter und ihr Mann ihn denn behandelt hätten. "Oh", sagte der Vater, ich habe im ganzen Leben noch nicht eine solche Behandlung erfahren; sie haben mir das Herz gebrochen, sie haben mich umgebracht - ich kann es kaum mehr ertragen."
"Was haben sie dir denn getan?", fragte der Nachbar. "Haben sie dich misshandelt?"
"Sie haben mich so liebgehabt", erwiderte er, "und das bringt mich fast um. Ich kann es mir gar nicht vergeben, daß ich meine eigene, geliebte Tochter, die mich so herzlich liebt, derartig behandelt habe. Gott wolle sie segnen und mir meine Grausamkeit und Ungerechtigkeit ihnen gegenüber verzeihen."
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