Umgelernt!
Georges Clemenceau, genannt "der Tiger", von 1917 bis 1920 französischer Ministerpräsident, bei der "Friedens"-konferenz von 1919 einer der "Großen Vier", dessen Härte dem ganzen "Friedens"-Vertrag von Versailles das Gesicht gab, war ein leidenschaftlicher Gegner von Religion und Kirche. Er fand aber den Mut, diese Gegnerschaft am Ende seines Lebens als Irrtum festzustellen. Kurz vor seinem Tode, im Jahre 1929, richtete er an seinen Freund Hervé den folgenden Brief, der mit aller Offenheit bekennt, dass seine bisherige Haltung zu Religion und Kirche falsch war. Er schreibt:
"Lieber Freund! Ich verlasse die Welt. Ihr wisst, dass ich mein ganzes Leben lang über die Religion gespottet habe, und das gleiche tut meine ganze republikanische Zeitgenossenschaft. Ich bin aber gewiss, dass es unmöglich ist, eine Gesellschaftsordnung auf dem Unglauben aufzurichten. Wäre ich früher zu dieser Einsicht gekommen, so würde ich sie ohne Furcht vor Spott und Lächerlichkeit vertreten haben, wie Sie es tun. Ich ermächtige Sie, mein Vermächtnis öffentlich bekanntzugeben zur Lehre der jungen Generation. Ich habe mein Gewissen entlastet."
Stuttg. Ev. Sonntagsblatt, 10. 1. 37.
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