Überfahrt mit voller Verpflegung!

Hans Bruns wurde von einem Auswanderer erzählt: "Ich bekam Heimweh. Ich musste in die Heimat, nach Deutschland, zurück. Geld hatte ich nicht viel. Die Reise aber war teuer, darum wollte ich 'nur' die Überfahrt bezahlen. Mit dem Essen, so dachte ich, würde ich mir schon helfen. Einige Tage konnte ich wohl bei Rohkost und ähnlichem durchhalten.
In den ersten Tagen ging es auch sehr gut. Ich hatte Obst und Nüsse mitgenommen und aß mich daran satt. Eines Tages aber zog der lockende Geruch leckeren Bratens durch die offene Küchentür gerade in meine Nase hinein. Mein Magen fing an zu knurren. Ich bekam gewaltigen Appetit auf eine warme Mahlzeit. Endlich hielt ich's nicht mehr aus; ich fragte einen der Mitreisenden, was es wohl kosten würde, einmal mitzuessen. Der schaute mich ganz erstaunt an und bat mich, ihm doch einmal meinen Fahrschein zu zeigen. Darauf stand deutlich: 'Überfahrt mit voller Verpflegung!' Ich hätte also jeden Tag die leckersten Speisen essen und genießen können, und ich hatte gefastet! Wie töricht war ich gewesen, dass ich nicht genau hingesehen hatte! Es wurden überhaupt nur Fahrscheine mit Verpflegung ausgegeben. Der Verkäufer hatte meinen Wunsch anscheinend gar nicht verstanden und einfach das Geld von mir gefordert. Nun war die Reise fast zu Ende, und wie viele schöne Mahlzeiten hatte ich verpasst!"
Wirklich ein armer Kerl! Aber: Ob es nicht  eine ganze Menge solch armer Menschen auf Erden gibt? Ob es nicht in der Welt von solch törichten Leuten wimmelt? Wir befinden uns ja alle auf der Überfahrt in die ewige Heimat. Leider ist ja auch dies vielen nicht klar und bewusst. Sie vegetieren in den Tag hinein und machen sich keine Gedanken über ihr Leben. In Wirklichkeit aber ist es so: Dieses kleine Leben ist nur eine Überfahrt. Die Ewigkeit steht vor der Tür, und unsere Seele ist für die Ewigkeit geschaffen. Wenn wir recht stille werden, können wir auch den Schrei unserer Seele nach der Ewigkeit hören.
Gott, der Herr, hat für uns gesorgt: Wir sollen diese Überfahrt gut überstehen. Er will so gerne, dass wir unsere Seele nähren und ihr richtige Speise geben. Er will uns so gern "mit voller Verpflegung" reisen lassen. Darum hat er uns sein Wort gegeben, dafür schenkt er uns Gemeinschaft untereinander, darum wird die Botschaft von Jesus überall gepredigt. Wir brauchen wahrlich nicht zu hungern und zu fasten. Wir können es gut haben und jeden Tag die Fülle bekommen.
Was tun die meisten? Sie bescheiden sich mit Rohkost! Menschen, die sonst so leicht unzufrieden sind, die immer mehr und nur das Beste haben wollen und nie genug bekommen können, sind in diesem Punkt auffallend schnell zufrieden und freuen sich an den Trebern der Welt. Ihre Seele will Nahrung haben, aber sie nähren sie mit den Dingen dieser Welt, durch die sie nur krank wird, ja, die für sie mehr und mehr geradezu lebensgefährlich werden.
Was muss da geschehen? Es muss uns so gehen wie dem Passagier auf dem großen Dampfer: Wir müssen plötzlich einmal den Eindruck bekommen, wie herrlich es doch ist, "rechte Speise" für die Seele zu erhalten. Unser Sehnen muss wach werden und  -  dann müssen uns Menschen in den Weg treten, die uns bezeugen, wie gut wir es haben könnten.
Dann werden wir unsere Torheit einsehen, und dann mag es geschehen, dass wir staunend vor der Tatsache stehen, wie lange es die Seele ohne diese rechte Nahrung ausgehalten hat, und wie blind wir an der Tatsache vorübergingen, dass Gott alles für uns so freundlich bereit hält.
Sind wir noch Menschen, die von der Überfahrt zur Ewigkeit nichts wissen? Sind wir noch Menschen, die mit "voller Verpflegung" fahren könnten und sich ahnungslos mit minderwertiger Nahrung zufrieden geben? Sind wir immer noch "arme Kerle"  -  oder sind wir bereits reiche Leute durch Jesus und sein Wort?

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 299
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