Über den Tod ihrer Frauen
1837 lag die erst 42-jährige Christine Barner, geb. Kullen, die erste württembergische Rettungshaus-Mutter (geb. 1795), nach einer Totgeburt, im Sterben. Mitten in der Nacht wurde ihr Bruder, Johannes Kullen, ans Sterbebett gerufen, obwohl auch er nicht bei voller Gesundheit war. Der große Beter aber hatte keine Freudigkeit, für die Genesung seiner Schwester zu beten: "Schwester, du bist reif für die Ewigkeit. Du wirst wohl heimgehen. Mache dich von allem los. Lege deine Kinder und deinen Mann Jesus hin. Sie sind in der Gemeinde (Korntaler Brüdergemeinde); wir wollen für sie tun, was wir nur können. Aber nun schicke dich, zum Herrn heimzugehen!" Das war kein frommes, unsensibles Geschwätz, denn Johannes Kullen hatte über den Tod seiner beiden Ehefrauen erlebt, wie die Gemeinde in solchen Fällen zusammenstehen konnte. Christine aber ließ sich immer wieder die Strophe vorsingen und vorbeten: "Den Armen und Elenden will Gott zum Segen wenden, was ihnen schwer will sein! Es gehe, wie es gehe, so weiß der in der Höhe schon Rat und Hilf' für alle Pein."
Nach ihrem Tode klagte Andreas Barner: "O, die liebe, teure Christine! Ich war so glücklich durch sie! Und ich habe mein Glück doch nicht immer so geschätzt, wie es recht gewesen wäre! Aber der Herr deckt mir auch immer wieder auf, dass sie in meinem Herzen so viel Raum hatte, dass Er zu wenig Raum daneben hatte. Pfarrer Oberlin sagte, als seine Frau im Sterben lag: 'Lieber Gott, gib mir nichts als Kartoffelschalen zu essen, lass mich Wasser aus einer Pfütze trinken, nur lass mir meine Frau!' Newton sagte: 'Die englische Bank ist zu arm, um mir meinen Verlust ersetzen zu können.' So wie diesen beiden Männern ist es auch mir zumute. Beide aber durften ihre Frauen viel länger behalten als ich!"
(R. Scheffbuch, Das Gute behaltet, 2001)
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