Treu gegen die Wahrheit unter allen Umständen!
C. H. Spurgeon:
Es ist sehr schwer, mit unsern Mitmenschen stets treulich umzugehen; besonders ist es schwer an Kranken- und Sterbebetten. Man ist da so sehr geneigt, auch solche zu trösten, die nicht getröstet, sondern ernstlich aufgerüttelt werden sollten. Ich gedenke eines lieben Mannes, der wegen seines Verhaltens, das er glaubte beobachten zu müssen, recht hart verurteilt wurde, Einige von uns hatten einst einen schwerkranken Mann besucht, der sich stets auf Besuche freute. Wir beteten mit ihm und sagten ihm das Evangelium; aber wir standen unter dem Eindruck, dass das alles auf seine Seele keinen Eindruck machte und dass er ohne die Erkenntnis von seinem verlorenen Zustande und ohne Buße zu Gott und ohne Glauben an Christus in die Ewigkeit gehe.
Der liebe Mann, den ich erwähnte - er ist jetzt im Himmel und ich erinnere mich wohl noch der Schmach, die er für das, was er tat, tragen musste - er stand am Fußende des Bettes, sah den Kranken an und sagte: "Freund, Sie sind ein betrogener Mann! Sie müssen sterben und haben keine gut gegründete Hoffnung und wenn Sie sterben, so wie Sie sind, werden Sie auf ewig verloren gehen." Des Kranken Frau war wie vom Donner getroffen und wurde sehr böse; der Kranke selbst ebenfalls; aber als wir am nächsten Tage wieder hingingen - ihr hättet die Veränderung sehen sollen, die Gott in dem Kranken gewirkt hatte! Da lag ein Mann mit gebrochenem Herzen, der um Gnade schrie, ein Mann voll großer Unruhe und Seelennot. Der treue Bote Gottes hatte ihm die nackte Wahrheit gesagt; es hatte ihm viel Überwindung gekostet, sie angesichts des Todes zu sagen; aber er war treuer gegen den Todkranken als andre, welche sehr freundlich zu ihm gesprochen hatten. Er wurde dadurch sehr angefeindet; aber er folgte seiner Überzeugung und er tat recht daran. O, ich glaube, wenn wir treu sind gegen die Wahrheit und gegen unsre Mitmenschen, mit denen wir umzugehen haben, sodass wir von ihrem Blute frei sind, dann gehören wir zu der Zahl derer, von welchen der Psalmist sagt: "Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, dass sie bei mir wohnen."
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