Trend geht zum katholisch-mystischen Gebet

Unter Evangelikalen werden Gebetsformen aus der katholischen Mystik immer beliebter, z.B. ritualistische und repetitive wie auch meditativ-selbstbeschauliche und bewusstseinserweiternde Formen bis hin zu "Anbetungstänzen". Eine bedeutende Rolle spielt dabei die ökumenische Taize-Bewegung, die kontemplativ-liturgische Gebetsformen popularisiert. Auch die Ev. Allianz empfahl zur Allianz-Gebetswoche offiziell "Gebetsgebärden zum Vaterunser" ("Dein Reich komme - Wir nehmen die Hände langsam herunter an unseren Körper" usw., Quelle: www.ead.de). Zwar werten wohlwollende Kritiker diese Praxis lediglich als Symptom einer "Infantilisierung der Evangelikalen", doch ist sie schlicht heidnisch.

Etliche Bücher und Veröffentlichungen sorgen dafür, dass "vorreformatorische Formen der Spiritualität" etwa keltischer Prägung beliebt werden. Das Literaturangebot auf dem evangelikalen US-Markt bietet diesbezüglich jedoch derzeit noch bedeutend mehr. Der Wunder-Mantra-Bestseller "Das Gebet des Jabez" (Bruce Wilkinson) hat aber auch hierzulande die katholisch-mystische Gebetsphilosophie vorangetrieben.

Ein weiteres Beispiel ist der Bestseller "Leben mit Vision" von Rick Warren, der ein Mantra-artiges Beten empfiehlt, das "sich am Atemrhythmus" orientiert, wie es von katholischen Mystikern bekannt ist. Warren empfiehlt auch die Ratschläge des katholischen Mystikers Bruder Laurentius und der Benediktiner-Mönche.
In die gleiche Richtung zielt der Willow-Creek-Prediger Gordon MacDonald in seinem Bestseller "Ordne dein Leben". Unter Berufung auf mittelalterliche katholische Mystiker fordert er auf, uns in den "inneren Garten unserer Seele" zurückzuziehen, um "die flüsternde Stimme Gottes zu vernehmen". Das sei "ein praktischer Weg, um Gott im Garten meiner verborgenen Welt zu hören".

Das so genannte "hörende Gebet" ist jedoch eines der wichtigsten Merkmale der charismatischen Bewegung. Dort wird diese Meditation nicht nur für sich selbst geübt, sondern in Gruppen mit seelsorgerlicher Zielsetzung. So kann man in charismatischen Gruppen "prophetisch für sich beten lassen" ("Come" 2/05, S. 42); die eigens dazu ausgebildeten Gebetsgruppenmitarbeiter sind angewiesen, "empfangene Eindrücke" aufzuschreiben. Anweisungen dazu finden sich auf einem "Blatt mit Hinweisen zum Umgang mit empfangenen Eindrücken". 

Dies alles hat wohl kaum noch etwas mit biblischem Christentum zu tun, sondern ist vielmehr der Versuch, auf heidnischen Wegen etwas von Gott zu empfangen. Auch Herodes übte sich einst in "hörendem Gebet", als er den Herrn während des Gerichtsprozesses vorlud und ihm viele Fragen stellte. Doch da Herodes auch zuvor nicht auf Jesu Worte gehört hatte, "antwortete er ihm nichts" (Lk, 23,9). Da hätte Herodes auch mit Tanz, Ritualen und Mantras nichts ausrichten können - einzig Buße und Hören auf Jesu bereits gesprochene Worte hätte dies geändert.

Quelle: Betanien Nachrichten Nr. 39
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