Traktate verteilen bringt Frucht

Ein jüngerer Mann verteilte in den Straßen seiner Heimatstadt Traktate. Dabei wurde er von einem Mann mittleren Alters angehalten. Dieser sagte zu ihm: "Sehen Sie, ich habe auch, als ich jung war, Traktate verteilt; aber das ist eine fruchtlose Arbeit. Ich habe nie gesehen, dass ein Mensch dadurch zum Glauben gekommen wäre. Deshalb wurde ich müde und gab das Verteilen auf."
Der eifrige Traktatmissionar geriet durch diese entmutigende Rede ein wenig in Verlegenheit. Doch dann erinnerte er sich daran, dass er ja selbst durch ein Traktat zu Gott gezogen wurde. Die Arbeit war also nicht vergebens! Deshalb erzählte er dem Zweifelnden kurz seine Bekehrungsgeschichte. Daraufhin wurde er gefragt, ob er wohl die Zeit und den Ort sagen könne, wo er damals das Traktat erhalten habe, das ihn zur Umkehr gebracht habe.
Das konnte er allerdings gut sagen  -  solche Augenblicke sind ja für das ganze Leben entscheidend. "Es war in der M'straße. Da stand abends ein junger Mann vor einem Haus und lud mich ein, an der darin bald beginnenden Bibelstunde teilzunehmen. Ich sagte aber ab. Doch der Mann gab mir ein Traktat und bat mich, dies zu lesen. Er nannte mir auch seinen Namen, um ihn einmal besuchen zu können, falls ich in irgendeiner Not sei."
"Lieber Freund, der Mann, den Sie hier nennen, bin ich! Ja, jeden Abend tat ich diesen Verteildienst mit einem Herzen voll Liebe  -  ich war jung bekehrt. Als ich aber nicht sah, dass dadurch einer zum Glauben kam, wurde ich müde. Jetzt, nach zwanzig Jahren, zeigt Gott mir, dass meine Arbeit damals nicht vergeblich war. Er gebrauchte nun Sie, mein Versagen zu erkennen und mir Freude zu geben, aufs neue für ihn zu arbeiten."
Weil er auf das Sichtbare gesehen hatte, verlor er zwanzig seiner Jahre und ließ viele Menschen ins Verderben eilen, während Gott ihn zum Wächteramt in seiner Stadt berufen hatte.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 410
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