Tiefes Schuldbewusstsein
C. H. Spurgeon:
Am Anfange der Regierung Ludwigs XVI von Frankreich, reiste der Vizekönig von Neapel, Due de Offouna, durch dieses Land und kam auch nach Toulon, wo Gefangene an den Galeeren arbeiteten. Der Kommandant hatte dem Vizekönig in seiner Hochachtung vor ihm das Recht eingeräumt, einem der Gefangenen und zwar, welchem er wolle, die Freiheit zu geben und der Fürst wollte von diesem Vorrecht den besten Gebrauch machen. Er sprach nacheinander mit mehreren Gefangenen, um zu erfahren, aus welchem Grunde sie zu der Galeerenstrafe verurteilt worden seien. Ungerechtigkeit, Unterdrückung, falsche Anklage - das gab der eine oder der andre als die Ursache an, warum sie so zu leiden hätten; aber eigentlich waren sie alle unschuldig und durchaus ungerecht verurteilt worden. Endlich kam er auch zu einem, der auf die an ihn gerichtete Frage aber folgende Antwort gab: "Königliche Hoheit, ich habe keinen Grund zu klagen, denn ich bin ein sehr gottloser, elender Mensch gewesen. Ich hätte verdient, lebendig gerädert zu werden und ich erachte es als eine große Barmherzigkeit, noch hier zu sein." Der Herzog richtete seinen Blick selbst auf ihn und sagte: "Du Elender! Es ist ein Jammer, dass du dich hier unter so vielen ehrlichen und unschuldigen Menschen bewegst. Deinem eignen Bekenntnis nach bist du schlecht genug, sie alle zu verderben. Du sollst keinen Tag länger hier bleiben." Und sich zu dem Kommandanten wendend, sagte er: "Dies ist der Mann, dessen Freiheit ich erbitte." - Tiefes Bewusstsein von der Sünde ist der erste Schritt zu Vergebung. Es ist Hoffnung da für Menschen, welche ihre Schuld fühlen und bekennen, dass sie die ewige Bestrafung verdient haben. Je tiefer die Überzeugung von der Sünde, desto hoffnungsvoller der Zustand.
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