Täuschung der Geschmackssinne

Eine Forschungsgruppe hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein bestimmtes Gebiet im Urwald des Amazonas zu bereisen. Durch Eingeborene lernten die Forscher eine merkwürdige Pflanze kennen. Wer von ihren Früchten aß, erlebte, wie seine Geschmacksorgane anfingen, falsch zu arbeiten. Tagelang schmeckte alles süß. Ganz salzige oder verpfefferte Speisen hatten nach Genuss dieser Frucht ihren Geschmack verloren und schienen zuckersüß zu sein. Ja, als einer herzhaft in eine saftige Zitrone biss, meinte er, eine süße Frucht vor sich zu haben. Als die Forscher dem Problem der Wirksamkeit dieser Frucht nachgingen, stellten sie fest, dass sie die Zungenwarzchen, den Sitz der Geschmacksnerven, teilweise lähmte und so deren falsches Reagieren verursachte.
So wie die Wunderfrucht die Geschmacksorgane lähmt und zu einem völlig falschen Bild führt, ist unser menschliches Urteilsvermögen gelähmt und gibt uns ein völlig falsches Bild über uns selbst. Die Frucht, die das fertig bringt, ist aber keine Wunderfrucht, sondern eine wahre Satansfrucht. Die Bibel nennt sie Sünde. Wir haben alle davon gegessen, oft ohne dass wir es merkten. Wir haben uns von Gott gelöst. Je weiter wir von ihm entfernt sind, umso größer ist die Selbsttäuschung, der wir verfallen, wenn wir anfangen, uns selber zu beurteilen.
Es gibt nur eine Arznei, die als wirksame Hilfe die Lähmung aufhebt: Das Wort Gottes. Beim betenden Hören oder Lesen dieses Wortes gehen uns die Augen auf, und wir fangen an, uns so zu sehen, wie wir wirklich sind. Es wird uns heute vieles angeboten, um unser Leben und Handeln zu messen und zu beurteilen. Wir wollen diese Hilfen gewiss nicht verachten oder unterschätzen. Die Psychologie kann uns zum Beispiel einen sehr tiefen Blick in den Abgrund unseres Herzens geben. Aber nur durch die Heilige Schrift wissen wir, dass dieser Abgrund ein Ausdruck unserer Sünde ist. Die Bibel öffnet uns den Blick für die zersetzende Macht der Sünde. Sie zeigt uns den tiefen Sumpf der Sünde, weist uns aber auch auf den hin, der gekommen ist, uns aus ihr zu erretten.

 

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 169
© Alle Rechte vorbehalten