Synagoge verteidigt
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erhielt der Landrat des ostpreußischen Kreises Schlossberg, Wichard von Bredow, ein Fernschreiben der Gauleitung, dass in diesen Stunden alle Synagogen in Deutschland brennen. Polizei und Feuerwehr sollten nicht eingreifen. Bredow zog sich seine Wehrmachtuniform an, nahm Abschied von seiner Frau und den fünf Kindern, steckte seine Pistole in die Tasche und fuhr nach Schierwindt zur Synagoge. Er wusste, dass er sein Leben riskierte oder von der Gestapo in ein KZ eingewiesen werden konnte. "Ich kann nicht anders handeln!" Als SA, SS und Parteifreunde auftauchten, lud er vor ihnen die Pistole - der Weg zur Synagoge ginge nur über seine Leiche. Die Synagoge blieb als einzige im Regierungsbezirk unzerstört. Niemand hatte es gewagt, gegen den Landrat vorzugehen.
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