Streitschlichtung durch Bibelstudium

Durch das Ausleben des Liebesgebotes Jesu kann man Uneinigkeit unter seinen Leuten überwinden. Einmal wurde die Brüdergemeine in Deutschland durch einen Streit bedroht. Graf Zinzendorf (1700-1760) schlug vor, dass man, anstatt miteinander zu debattieren, zusammenkommen und den ersten Johannesbrief studieren sollte. Tag um Tag versammelte man sich und las diesen Brief. Dann, am 13. August 1727, widerfuhr ihnen etwas Großartiges. Sie gingen nach Berthelsdorf, um dort ihr Liebesfest, ihre Agape, zu halten. Als sie miteinander sprachen und beteten, erbebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und ein Zittern ging durch die wartende Gemeinde. Sie wandten sich einander zu und sprachen: »Was ist das? Zweifellos muss dies der Geist von Pfingsten sein.« Als sie später beschreiben sollten, was geschehen war, antworteten sie: »An jenem Tag haben wir gelernt zu lieben: Christus zu lieben und einander zu lieben.« Sie sind niemals wieder auf ihren Streit zurückgekommen. Anstelle der Wortgefechte begannen sie eine Gebetsgemeinschaft, die wie ein Staffellauf mehr als einhundert Jahre andauerte und den Weg für das vollmächtige Wirken Gottes durch sie frei machte.
(Oswald Sanders)

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1875
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