Streit um Tischgebet im Kindergarten
Der Streit um das Tischgebet im kommunalen Kindergarten in Bad Endbach-Wommelshausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) verschärft sich. Das Ehepaar Bernd und Ute Noll - Eltern eines fünfjährigen Jungen - wollen mit einer einstweiligen Anordnung "christliche, kultische Handlungen", insbesondere Gebete, in der Einrichtung unterbinden. Sie lehnen eine "religiöse Beeinflussung" ihres Sohnes ab. Der Anwalt des Elternpaares hatte zuvor dem parteilosen Bürgermeister Jochen Becker eine Frist gesetzt, um für ein Ende der Tischgebete zu sorgen. Becker lehnte diese Forderung ab. Sie sind Teil eines "religionspädagogischen Konzepts" des Kindergartens. Der Gemeindevorstand stellte sich einstimmig hinter ihn und das Mitarbeiterteam des Kindergartens. Jetzt muss das Verwaltungssgericht in Gießen entscheiden, ob es zu der einstweiligen Anordnung kommt. Wie Bürgermeister Becker auf idea-Anfrage sagte, ist die Bevölkerung in dem knapp 9.000 Einwohner zählenden Kurort über das Vorgehen des Elternpaares aufgebracht: "95 bis 98 Prozent der Menschen fühlen sich in ihrem Denken, Glauben und Empfinden angegriffen." Alle anderen Eltern in dem Kindergarten hätten sich für eine Beibehaltung des freiwilligen Tischgebets ausgesprochen.
idea 139/2002
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