So fing es an
"Warum könnt Ihr das stehlen nicht lassen?" Fragte der Gefängnispfarrer einen Dieb, der nun schon wer weiß wie oft sich gegen das siebte Gebot vergangen hatte.
"Oh", erwiderte ihm der Gefangene, "das ist mir jetzt zur zweiten Natur geworden, davon komm ich mein Lebtag nimmer los. Daran ist mein Vater schuld. Ich kam eines Tages heim mit einem schönen Apfel, den ich auf dem Obstmarkt aus dem Korb einer Verkäuferin entwendet hatte. Der Vater forschte wohl nach, woher der Apfel stamme, aber als er hörte, dass es niemand gemerkt habe, erklärte er: 'Dann ist es einerlei.' Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, und von da an galt mir das Gebot: 'Du sollst dich nicht erwischen lasen', mehr als: 'Du sollst nicht stehlen.' Immer mehr übte ich mich in der Diebeskunst, und immer größere Diebstähle gelangen mir. Freilich wurde ich auch immer häufiger eingesperrt, bis das Gefängnis nun zu meiner zweiten Heimat geworden ist. Aber von meinem stehlen kann ich nicht mehr lassen - vielleicht wäre es anders gegangen, wenn damals mein erster Diebstahl die gebührende Strafe gefunden hätte."
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