Siehst du, darauf freue ich mich!
Otto Funcke berichtet von einer netten Begegnung mit einem Schuljungen auf der Landstraße von Bremen nach Horn. Der Kleine musste nachsitzen, hat auch Prügel bekommen, und nun schlenderte er nach Hause, zu seiner Tante. Funcke fragte nach seinen Eltern. Die wären in Konstantinopel, da hätte sein Vater ein Geschäft. Die Eltern hätten ihn als kleines Kind nach Deutschland gebracht; hier sollte er in die Schule gehen. Später, so nach sieben Jahren, würden sie ihn zu sich holen. Er freue sich schon darauf, seine Eltern zu sehen, seine Geschwister, die er gar nicht kenne. Neulich, sagte er, hätte ihm seine Mutter geschrieben, dass er mit einem großen Dampfer ankäme, die Eltern würden mit weißen Tüchern winken und sie würden sich umarmen und stark freuen. Dort wäre es so schön, wie im Paradies. Der Junge schwärmte richtig über seine Begegnung mit seinen Eltern, vor allem, weil er dann im Geschäft seines Vaters arbeiten könne und immer bei ihnen bliebe. Er fügte hinzu: "Siehst du, darauf freue ich mich so sehr und denke immer daran, wenn ich ochsen muss, und morgens, wenn ich aufstehe, und auch wenn ich Hiebe kriege, und dann werde ich immer wieder froh." Funke betonte, dass der Schuljunge mit seiner Freude, ihn beschämt hätte.
(Otto Funcke, Kutsche, Bahn und Schusters Rappen, Brunnen 1999)
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