Sie starb für ihre Herrin
Als die Franzosen ihren König Ludwig XVI. auf das Blutgerüst geführt und ihren Staat zur Republik gemacht hatten, war jeder treue Anhänger des Königs, der diesen Blutmenschen in die Hände fiel, Mann oder Frau, ein Kind des Todes. General Lapiani verfocht noch nach dem Tode des Königs die heiligen Rechte der Krone. Seine Gemahlin fiel den Republikanern in die Hände und ward in Nantes ins Gefängnis geworfen, um von da aufs Schaffot geführt zu werden. Eine treue Magd ging mit ihr ins Gefängnis.
Bald rückte der Tag heran, wo die Generalin als Opfer der Treue sterben sollte. Von Kummer und Unruhe ermattet, war die Generalin eines Tages eingeschlafen. Jeden Augenblick konnte das Todesurteil über sie gefällt und vollzogen werden. Da erfasst ein gewaltiger Gedanke das Herz der armen Magd. Sie benutzt den Schlaf der Herrin, sich in die besten Kleider derselben zu werfen, der Generalin ihre Magdkleider zurücklassend. Gar bald trat ein Soldat ins Gefängnis und rief: "Madame Lapiani!"
"Hier!", rief die treue Magd und folgte statt ihrer Herrin dem Soldaten vor das Blutgericht. Sie wurde verurteilt und auf der Stelle in den Fluten der Loire ertränkt. Ihre Herrin aber, die man nun für die Dienstmagd hielt, wurde entlassen.
Es ist wahr, niemand hat größere Liebe, denn dass er sein Leben lässt für seine Freunde; würde deine Liebe wohl diese Probe bestehen?
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