Sie rechnet mit Gott

Sie hatte früher einen gewissen Wohlstand genossen, aber als ihr Mann starb, hatte er sie als Witwe unversorgt hinterlassen. Ihre Kinder ruhten teils unter dem Rasen, teils waren sie in die weite Ferne gezogen. Sie lebte von dem, was die Wohlfahrt ihr spendete, und das ist nicht leicht, wenn man früher bessere Tage gesehen hat. Dennoch war etwas frohes, helles in ihrem Blick. Das kleine Zimmer mit dem abgenutzten Hausrat sah schmuck und wohnlich aus. "Mutter Wiegand", sagte ich, "reicht's denn auch wirklich fürs Nötigste?" "Ja", meinte sie, "oft ist's knapp. Aber ich rechne mit Gott. Da stimmt die Rechnung immer."
Menschen, die so mit Gott rechneten, waren August Hermann Francke, der mit vier Talern den Bau seines Waisenhauses in Halle begann - Georg Müller von Bristol, der mehrere tausend Waisenkinder versorgte, obwohl seine einzige Geldquelle die treue Fürsorge seines Gottes war, - Hudson Taylor, dessen großes Missionswerk in China ohne jede menschliche Garantie begonnen, nur aus den Mitteln erhalten wurde, die Gott auf das Gebet seiner Kinder hin flüssig machte,  und Mutter Eva in Miechowitz, der der Herr alles für ihre Pfleglinge gab, was sie brauchte.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 2096
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