Sich um grässliche Menschen kümmern

Eine gläubige, arme Witwe zog mit ihren vier Kindern in ein Haus, worin mit ihr die durchaus nicht beliebte Familie "Soundso" wohnte. "Natürlich wirst du dich um diese 'grässlichen Menschen' gar nicht kümmern", sagten ihr wohlmeinende Nachbarn.
Die Witwe sagte darauf nichts; aber sie dachte ihr Teil und fing an, für diese "grässlichen Menschen" zu beten. Sie fand dann bald, was man so oft findet, nämlich, dass der Mann ein Säufer war, weil die Frau schlecht wirtschaftete und alles verkommen ließ. Unsere Witwe lehrte also die Frau, wie sie ihr Haus freundlich und rein machen, ihre Fensterscheiben putzen, ihren Tisch sauber decken, ihr Essen appetitlich und pünktlich auf den Tisch bringen müsse. Sie wusch die Kinder und zeigte der verwunderten Mutter, wie hübsch ihre Kinder seien, wenn einmal der Schmutz von ihnen herunter wäre. Sie gab ihr Unterweisung im Stopfen, Flicken, Stricken, Sticken, Plätten usw., und die arme unglückliche Frau fing an zu hoffen. Sie bekam wieder lustige Augen und rote Wangen, sie gewann Freude am Leben und Kraft fürs Leben; sie gewann auch ihren Mann für die Familie; und, was das beste ist, beide fanden den Heiland.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 1328
© Alle Rechte vorbehalten