Selbstverherrlichung

C. H. Spurgeon:
Ein gewisser König hatte einen Spielmann, den er aufforderte, vor ihm zu spielen. Es war ein besonders hoher Festtag. Viele Gäste waren anwesend und die Becher wurden mit Wein gefüllt. Der Minnesänger legte die Finger an die Saiten seiner Harfe und entlockte ihnen die lieblichen Töne; aber in seinem Liede besang er seine eigne Herrlichkeit. Der Barde feierte seine eignen Errungenschaften und seine Lieder erzählten davon, wie viele er durch seine Musik und seinen Gesang entzückt hatte. Immer wieder fing er aufs neue an, seine vortrefflichen Fähigkeiten zu besingen. Als das Fest zu Ende war, sagte der Sänger zu dem Monarchen: "O, König, gib mir meinen Lohn und befiehl, dass dein Minnesänger angemessen bezahlt werde." Da erwiderte der Monarch: "Hast du dir selber gesungen, so bezahle dir selbst. Dein Thema war dein eigner Ruhm; so sei nun auch dein eigner Zahlmeister!" Der Harfner rief aus: "Habe ich nicht herrlich gesungen? O König, gib mir nun dein Gold!" Aber der König antwortete: "Um so schlimmer für deinen Stolz, dass du eine so schöne Stimme auf dich selbst verschwendest. Hebe dich weg von mir; ich mag dich an meinem Hofe nicht länger haben." - Ein Mensch mag in der Ausübung guter Werke grau werden, wenn aber schließlich herauskommt, dass er alles nur getan habe, um sich dadurch selbst zu verherrlichen, so wird sein Herr sagen: "Du hast vor den Augen der Menschen gut genug gehandelt; aber das ist um so schlimmer, weil du es nur getan hast, deinen Ruhm zu besingen und deinen Namen zu erhöhen!"

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 1729
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