Selbsterkenntnis und Buße nach der Bekehrung
Nach ihrer Bekehrung kam über die Ärztin Minna Popken wie ein Gewittersturm eine Selbsterkenntnis. Sie erzählt davon: "Wie von einem blendenden Scheinwerfer beleuchtet, stand mein ganzes früheres Leben vor meinem inneren Auge. In göttlichem Licht sah ich zu erstenmal mich selbst in meiner Sündhaftigkeit und Hässlichkeit. Das war so überraschend und furchtbar, dass es mich zu Boden warf. Ich war nicht ausgeglitten oder auf die Knie gefallen, sondern einfach umgeworfen, wie von einer Macht außer mir, und ich wusste sofort: 'Es ist der Herr!' Und deutlich hörte ich seine Stimme. Geschah sie in mir oder außer mir? Ich weiß es nicht! Und sie sprach: 'Schuld, Sünde, Unrecht dein ganzes voriges Leben!' Wie aus allen Winkeln des Zimmers rief es mir zu: 'Schuld, Schuld!' O wie furchtbar, wie erschütternd war das für ein Menschenkind, das sich so lange für gut und edel gehalten hatte! - ... Wie vielen Menschen hatte ich wohl unrecht getan, wie vielen geschadet, - und alle führten sie Klage wider mich... Es war mir, als würde ich in die Hölle geworfen, und ich wehrte mich nicht dagegen, sondern wusste, dahin gehörst du! ... O Sündennot, o tiefstes Herzeleid, nichts ist dir gleich an menschlicher Qual! Und dennoch: In all dieser Pein wusste ich mich irgendwie festgehalten, und ganz tief drinnen war ein kleines, verborgenes Leuchten meines Geistes, ein schwaches Handausstrecken nach oben, indes ich stöhnte und litt - das war Buße, echte, geistgewirkte Buße. Ich erlebte sie jetzt zum erstenmal - wie eine schwere Flutwelle fuhr sie über mich hin. Wie lange es dauerte, weiß ich nicht. Dann kam eine Hand und 'zog mich aus der grausamen Grube und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich gewiss treten konnte'. Nun verstand und erlebte ich die Bußpsalmen Davids. Erst jetzt wurde mir Jesus als der Sünderheiland offenbart."
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