Sehnsucht nach ewigen Leben

Aus Afrika erzählt N. Rösler: Zum Abschluss ihres Totenfestes bewegen sich die Eingeborenen am frühen Morgen in rhythmischem Schritt auf den Dorfanger hinaus, werfen sich draußen alle zur Erde und liegen regungslos in wirrem Durcheinander da, als wären sie tot. Sie warten, bis von draußen her einer unter sie tritt, den Topf mit Zuckerrohrwein in der Hand, und mit dem in den Wein getauchten Büffelschweif sie der Reihe nach besprengt und ihnen zuruft: Wachet auf, ihr Toten, und stehet auf! Dann fahren sie wie ein Mann in die Höhe, klatschen in die Hände, und in fröhlichem Taktschritt geht's wieder dem Dorfe zu mit dem Absingen des Rundreims: "Gekommen ist der Mann aus der Fremde und hat uns Leuten des Todes Nkhalamo gebracht."

Nkhalamo heißt "Leben". Welche Rolle spielt doch dieses Wort in der Phantasie dieses Volkes! "Nkhalamo ist nur ein Wort, nur Schall und Rauch", so lautet eines ihrer vielen tiefsinnigen Sprichwörter. "Nkhalamo gibt es nicht. Wir alle sind Menschen des Todes, und was auf uns wartet, ist das Verwesen. Wenn doch einer käme und uns Nkhalamo brächte." Und nun hören diese Menschen das Wort von dem, der sagt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an micht glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe." Jetzt hört mit einem mal die dumpfe Totenklage auf, wie ich sie so manchmal vermommen habe. Und eine der freudigsten Feiern in den Dörfern der Christen wird Wirklichkeit: Der Gang auf den Friedhof am Ostermorgen.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 164
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