Schwerhörig und feinhörig zugleich!

Alle Jahre kam der Orgelbauer, um unsere Orgel zu prüfen und zu reinigen. Wir kamen ins Gespräch. Es war nicht leicht, mit ihm zu reden, da man ziemlich laut rufen musste, um sich verständlich zu machen. Da ergab sich wie von selbst die Frage: "Wie ist das möglich, dass Sie die feinen Unterschiede zwischen den einzelnen Tönen hören können, und doch sind Sie schwerhörig?"
Die Antwort war interessant: "Durch meinen Beruf bin ich schwerhörig geworden; ich höre aber jeden Viertelton. Meine Gehörnerven haben sich anscheinend je länger, um so mehr auf diese feinen Töne eingestellt, darum aber sind sie etwas abgestorben für die Klänge aus der andern Welt. Wie es mir ergeht, so weiß ich es auch von manchen Kollegen."
Schwerhörig und doch gerade deswegen besonders feinhörig! Wenn das doch auch für alle Christen gälte! Gewiss: wir werden uns auch als Christen um manches kümmern müssen, wir können nicht völlig abschalten. Und doch: wenn wir doch schwerhörig würden für viele Dinge, die um uns herum geschehen! Vieles würde uns dann nicht quälen, vieles erledigte sich ganz von selbst und brauchte uns gar nicht weiter umzutreiben. Wenn wir aber andererseits recht feinhörig würden! Es gilt auf das zu achten, was Gott im großen Geschehen der Welt durchführen will, und was er im einzelnen von uns erwartet und uns aufträgt. Wenn wir dafür ein offenes Ohr bekommen, werden wir uns freuen, dass sein Heilsplan durchgeführt wird, und werden doch zugleich im Alltag wissen, was wir zu tun und zu lassen haben.

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 724
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