Schluss mit lustig
Am Tag nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center und Pentagon vor zwei Jahren waren manche Fernsehsender in Verlegenheit. Bis dahin waren Fernsehen und Spaßgesellschaft eine nahezu perfekte Verbindung eingegangen. Wer auf der Mattscheibe Erfolg haben wollte, setzte auf Comedy, Talk-Show und Musikclips. Hauptsache heile Welt, rosarot, lustig und schamlos. Doch nach der Katastrophe in Amerika verging auch den Fernsehmachern ausgerechnet das, was sonst wie festgezurrt ihre Gesichter ziert: das Lachen.
Lästermaul Harald Schmidt wurde für eine ganze Woche vom Dienst beurlaubt. Der Musiksender Viva zeigte lediglich ein schwarzes Bild mit seinem Logo. »Wir wollten uns nicht weiter an dem sinnlosen Gelärme beteiligen. Da war Schluss mit lustig«, sagte Viva-Chef Dieter Gorny. »Wir können eben nicht ernsthaft, und nur das wäre angebracht gewesen.«
Tod und Gewalt, Krankheit und Altern, Hunger und Leid gehören zur Realität. Ein Lebenskonzept, das diese Aspekte ausblendet, »steht auf tönernen Füßen« und wird irgendwann an der Wirklichkeit scheitern. Die Spaßgesellschaft gleicht einer Droge, die uns in ein Wolkenkuckucksheim entführt. Ist es nicht an der Zeit, endlich ernsthaft zu werden? Kann es sein, dass Gott uns durch Katastrophen, Gewalt und Tod an die Unsicherheit unserer irdischen Existenz, die Bosheit unseres eigenen Herzens und das todsichere Ende unsereres biologischen Lebens erinnert?
Ja, oder ist alles schon wieder längst vergessen? Machen wir wieder weiter wie bisher? Was soll Gott denn noch schicken, damit wir ernsthaft über uns nachdenken?
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