Savonarolas Lebensgeschichte
Im Mittelalter war Florenz eine reiche und lasterhafte Stadt. Die Massen liefen einem Dominikanermönch nach, der Buße und Gericht in prophetischer Vollmacht verkündigte - Girolamo Savonarola (1452-1498). Zur Zeit Savonarolas lebte Florenz in Laster, Unzucht, Glücksspiel und Saufgelagen. Die Selbstsicherheit der Bürger war nicht zu zerstören. Savonarola hielt Predigten über die Offenbarung und geißelte die Sünden Florenz's. Die Predigten waren einfach, direkt und biblisch. Sie haben die Stadt aufgewühlt. Viele Menschen bekehrten sich. Streitigkeiten wurden beigelegt, unrechtes Gut zurückgebracht und den Adeligen verging die Lust an ihren berauschenden Festen. "Niemand kann die Schrift verstehen, er sei gelehrt oder ungelehrt, wenn ihm das Licht fehlt, aus dem sie hervorging... Als die Inbrunst verloren ging, fing man an, Zeremonien als Medizin für die Seelen einzuführen... Wende dich hin zu dem Gekreuzigten und schaue seine Liebe an, mit der er sterben wollte, damit du gerettet würdest."
Papst Alexander VI. aber war ein erbitterter Feind des Bußpredigers und, weil er Savonarola nicht zum Schweigen bringen konnte, bannte er ihn. Savonarola wurde mit zwei Freunden in der Karwoche siebenmal auf die Folter gespannt. In der Haft beschäftigte er sich intensiv mit Ps. 51. Am 23. Mai wurde er mit seinen beiden Freunden an ein Kreuz gehängt und dann verbrannt. Im Kerker schrieb er folgendes Lied:
"Herr Jesus, mich errette, der keine Hilfe hat,
die Folter ist mein Bette, der Kerker meine Statt.
In schwarzen Eisengittern, in schwerer Kettenlast
muss ich vor mir erzittern, den du geschlagen hast.
Mein Herz hast du getroffen, das klagt dir seine Schuld.
Herr lass mich auf dich hoffen in schweigender Geduld."
Sein Gebet in der Haft: "Wie sollte ich verzagen, da du durch deinen Sohn die Sünden der Welt getilgt hast. O wasche mich in seinem Blute, erhöhe mich durch seine Erniedrigung, schaffe mich neu durch die Kraft deiner Auferstehung. Lösche aus alle meine Schuld, rechtfertige mich durch deine Gnade! Ich komme zu dir wie der Zöllner, der nicht wagte, seine Augen aufzuheben, denn ich erkenne meine Missetat und kann nur rufen: Gott sei mir Sünder gnädig!"
Um die Zeit, als Kolumbus die Neue Welt entdeckte, wurde in Florenz in Italien ein Mönch namens Savonarola zum Kopf einer Erweckungsbewegung. Er sprach sich mutig gegen die Gier und Korruption der führenden Familien und auch der Kirchenbeamten aus und fand Unterstützung beim Volk. Die Reformen, die er forderte, wurden eine Zeit lang tatsächlich durchgeführt, aber dann taten sich seine Gegner zusammen und übernahmen wieder die Macht. Savonarola wurde aus der Kirche ausgeschlossen und wegen Verrat und Ketzerei verurteilt. Im Gefängnis wurde er grausam gefoltert. Sein linker Arm wurde ausgerenkt und gebrochen, aber den rechten Arm ließen die Gefängniswärter unbeschädigt, damit er ein Geständnis schreiben konnte, dass er ein Betrüger sei. Stattdessen schrieb er mit der rechten Hand eine Andacht über Psalm 51. Das war ein Bekenntnis, aber nicht die Art, die man von ihm forderte. ... Zeugen berichten, in der Nacht vor seiner Hinrichtung habe er fest geschlafen mit einem ruhigen Lächeln auf den Lippen. Zweifellos wusste er, dass Gott ihn gereinigt hatte. Und als ein Künstler aus Florenz mit dem Namen Michelangelo das berühmte Bild von diesem Reformator malte, fand er das passende Motto dazu in Psalm 51,15. Das ist Savonarolas Lebensgeschichte.
(Petersen, Psalmen, Lieder des Lebens, Prenzlauer 2001)
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