Russlandsdeutsche in Sibirien

Klaus Mehnert, der bekannte Weltreisende, hat vor einigen Jahren eine Fahrt durch Sibirien gemacht und davon anschaulich erzählt. Es wohnt da wohl noch eine Viertelmillion deutsche Menschen im hohen Norden Russlands; allermeist sehr ärmlich, fast völlig abgeschnitten von der "großen Welt" fristen sie ihr Leben und sehnen sich nach der Heimat und ihren Angehörigen.
Mehnert traf u. a. mit einer kleinen Baptistengemeinde zusammen, und er hat ihre Kraft sofort verspürt. Von einem der Männer hörte er ein kurzes, vielsagendes Wort: "Wir werden uns nicht unterkriegen lassen!" An der Wand einer ganz einfachen Stube hing als einziges Bild ein Christusbild - ein Bekenntnis.
Mehnert hat es in seinem Bericht offen ausgesprochen: "Ich habe mir später überlegt, woher wohl der auffallende Unterschied stammt zwischen der kraftvollen und lebensbejahenden Gruppe, mit der ich jenen Nachmittag und Abend zusammensaß, und der stumpfen Müdigkeit und Lethargie, die ich unter so vielen anderen deutschen Landsleuten antraf. Sie alle waren Rußlanddeutsche, ihrer aller Vorfahren waren etwa um dieselbe Zeit aus Deutschland nach Rußland eingewandert, sie alle hatten in den letzten anderthalb Jahrzehnten Schweres, ja Entsetzliches durchgemacht. Der Unterschied war: die einen lebten ohne lebendige Glaubensverbindung mit der Bibel und wussten nichts von Christus; die anderen dagegen pflegten Gemeinschaft untereinander und ließen sich auch dort oben in Sibirien durch das lebendige Wort strafen, mahnen, trösten und führen. Das Christusbild an der Wand war dafür nur ein beredtes Zeugnis."

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 832
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