Religion der Entdeckung oder der Offenbarung?

Wir können die Religionen der Menschen in zwei Gruppen teilen. Einige Religionen lehren die Entdeckung "Gottes", oder der "Wahrheit", oder wie immer sie den "Ewigen" nennen. Andere glauben an die Offenbarung. Darin liegt der wesentliche Unterschied.
Die Hauptreligionen des Ostens verfolgen den Weg der Entdeckung (Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus, Shintoismus etc.). Sie schlagen Methoden wie Meditation, Yoga, gute Taten, Gebete und Überwindung des Leidens vor. Viele lehren den Kreislauf der "Reinkarnation", was bedeutet, dass der Mensch durch immer wiederkehrendes Leben endlich zur Reinheit gelangt. Es ist zu beachten, dass alle diese Religionen den Versuch machen, zu Gott hinaufzugelangen. Sie lehren nicht, dass Gott sich zum Menschen herunterneigt.
Offenbarung dagegen ist eine Bewegung nach unten. Die Offenbarung wird dem Menschen zuteil. Gott macht sich selbst bekannt, er zeigt, wie er ist. Die meisten westlichen Religionen, die wir kennen, lehren die Offenbarung Gottes.
Hier ist der Mensch nun gezwungen, die Wahl zu treffen zwischen einer Religion der Entdeckung und einer Religion der Offenbarung. Man kann nicht beides haben. Wenn ich Ihnen eine Schachtel zeigen und Sie nach dem Inhalt fragen würde, so könnten Sie den Deckel abnehmen und sagen: "Oh, ich sehe ihn!" - und Sie haben ihn entdeckt.
Wenn nun aber ich den Deckel abnehme und Ihnen den Inhalt zeigen würde, so wäre das Offenbarung. Sie können nicht beides haben. Wenn ich Ihnen einmal den Inhalt enthüllt habe, brauchen Sie ihn nicht mehr zu entdecken. Sie kennen ihn dann.
Was Gott betrifft, so müssen wir feststellen, dass der Mensch ihn ja gar nicht entdecken kann. Es kann kein Deckel vom Universum abgehoben werden. Gott muss sich selber offenbaren. Und genau dies hat er auch getan. (H. S. Vigoveno)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1014
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