Rechts um kehrt! Vorwärts marsch!

Das sind die rechten Worte in der Stunde der Versuchung. Fritz hörte seinen Großvater oft von seinen Erlebnissen in Feldzügen und Schlachten erzählen und rief begeistert: "Ich will auch Soldat werden!" 
"Ich wollte", antwortete der Großvater, "dass es nie mehr Krieg gebe. Auch braucht man nicht ein Gewehr, um ein Held und ein Sieger zu sein. Es gibt andere Kämpfe, und in diesen zu siegen ist eine größere Ehre als in der Schlacht." - 
"Fritz", sagte einmal der Großvater, "wenn du heute aus der Schule kommst, gehe zu Frau Rot, die im Bett liegt. Ihr Kartoffelacker wurde gestern vom Regen überschwemmt. Wenn die Kartoffeln heute nicht ausgegraben werden, gehen sie zugrund. Also, du wirst es tun." - 
"Jawohl", sagte Fritz. Als die Schule aus war, wollte Fritz zu Frau Rot gehen. Da rief ein Knabe: "Du weißt doch, dass ein neuer Schüler eingetreten ist, der Roger. Er will mit dir wettschwimmen. Er hat gesagt, er nehme es mit jedem auf." - 
"Was hat er gesagt? Der Frechling! Aber ich muss jetzt für den Großvater irgendwohin." - 
"Das wird nicht so pressieren! Nicht wahr, du fürchtest dich vor Rogers Kunst?" Und ein anderer rief: "Der Delphin hat Angst." - 
"Das ist nicht wahr", rief Fritz empört, dass man ihm seinen Namen als bester Schwimmer streitig machte. In seiner Brust entstand ein schwerer Kampf. Pflicht oder Ehrgeiz? Auf einer Seite war Frau Rot mit den Kartoffeln, die zugrunde gingen, wenn er sie heute nicht ausgrub. Auf der andern Seite stand sein Ruf als bester Schwimmer auf dem Spiel. Zögernd stand er da. Auf einmal rief eine Stimme  es war der Großvater, der hinter einer Mauer stand und alles mitangehört hatte -: "Rechtsum kehrt! Vorwärts marsch!" 
Die Knaben sperrten vor Erstaunen das Maul auf, und Fritz eilte, so schnell er konnte, zu Frau Rot.
Nach: Stuckert, "Charakterlinien". 

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1413
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