Quellenmensch oder Spinnenmensch?
Irgendwo hängen zwei Bilder in einem Rahmen. Links ist eine sprudelnde Quelle gemalt, und rechts sitzt eine Kreuzspinne lauernd in ihrem Nest. Unter beiden Bildern steht die gleiche Unterschrift: »Ich warte.« Sie warten beide - die Quelle auf jemanden, die sie erquicken darf, die Spinne auf ein Opfer, das sie aussaugen kann. Die Deutung ist naheliegend und nicht schwer zu finden. Denn so müsste es unter dem linken Bild heißen: »Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken« (Matth. 11, 28). Aber rechts müsste das Wort aus dem Petrusbrief stehen: »... und sucht, welchen er verschlinge« (1. Petr. 5,8). Weisen dann aber diese beiden Unterschriften nicht erschreckend deutlich auf uns selber: ob wir es mit der einen oder mit der ändern halten - mit dem Sohn Gottes oder mit dem Satan? - Quellenmensch oder Spinnenmensch? Der eine sieht seinen Nächsten mit dem Gedanken: Wie kann ich ihm wohltun? Aber der andre muss immer denken: Was kann ich noch aus ihm herausholen? Dem Quellenmenschen sagt Jesus: »Das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt« (Joh. 4,14).
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