Paket mit unbekanntem Inhalt

Man hatte uns in der Schweiz ein Paket mitgegeben. Mein Bruder und ich sollten es mitnehmen für Verwandte in Wuppertal. Aber bevor wir es aushändigen konnten, fuhren wir es ein wenig spazieren. Wir hatten noch eine Jugendevangelisation im Badischen und mussten von dort eine Tagesfahrt in das Elsaß machen, um einen Einsatz im französischen Bibellesebundzentrum vorzubereiten.
So fuhren wir über die deutsch-französische Grenze. Das heißt, wir wollten über die Grenze fahren, wäre da nicht das Paket gewesen. Der Zollbeamte sah es kritisch an und fragte uns, was darin sei. Aber genau das konnten wir ihm nicht sagen. Wir hatten keine Ahnung. Wir schauten das Paket an. Gut verpackt und verschnürt lag es da. Was mochte die Dame ihren Verwandten eingepackt haben? Und je länger wir nachdachten, desto misstrauischer wurde der Beamte. Schließlich gab er uns den Auftrag, das Paket zu öffnen. Wir sagten ihm, das sei schlecht möglich. Das Paket gehöre uns nicht. Wir beförderten es nur. Außerdem wäre es auch für niemand in Frankreich bestimmt. Es bliebe im Wagen, und wir brächten es am späten Nachmittag auf der Rückfahrt wieder mit. Aber unsere Erklärungen konnten ihn nicht beruhigen. Er wollte den Inhalt sehen. Was sollten wir tun? Wir lösten schließlich die Verschnürung und öffneten die Verpackung. Offen gesagt, ich weiß gar nicht mehr, was darin war. Ich vermute, irgendein harmloses Geschenk, das für den französischen Zoll mit Sicherheit uninteressant war.
Aber mir wurde dabei eine andere Sache wichtig. Wer etwas bei sich hat, was er selbst nicht kennt, macht sich verdächtig. Da spricht jemand von Gott, von Jesus und vom Heiligen Geist und hat doch keine Ahnung, um was es sich handelt. Da redet jemand vom neuen Leben und hat die Kraft Gottes noch nie persönlich erfahren. Da hat einer ständig christliche Vokabeln im Mund und singt mit Begeisterung fromme Lieder, ohne jemals den Inhalt seines Redens und Singens in Anspruch genommen zu haben. Kein Wunder, dass man ihm misstrauisch begegnet. Welchen Sinn hat es, wenn jemand nur das Erbe seiner christlichen Eltern spazierenfährt? Wäre es nicht viel besser, wenn er das Geschenk endlich aufschnürte, um selbst zu sehen und zu erfahren, um was es sich dabei handelt?
Manche haben das begriffen. Ich traf einmal einen jungen Mann, der mir sagte: "Jahrelang habe ich in frommen Kreisen mitgeredet, aber persönlich hatte ich Jesus nicht erlebt. Ich habe nur fromme Sprüche geklopft. Niemand hat mich ernst genommen. Dann kam der Zeitpunkt, wo mich dieses Leben anekelte. Ich lernte jemand kennen, der anders war. Er kam nicht wie ich aus einer christlichen Tradition. Bei ihm war der Glaube ursprünglich und echt. Das hat mich so beeindruckt, dass ich Sehnsucht nach einem solchen Leben bekam. Zum ersten Mal vertraute ich mich Jesus wirklich an. Ich sagte es nicht nur. Von diesem Zeitpunkt an änderte sich mein Leben. Jetzt rede ich nicht mehr wie ein Blinder von der Farbe. Ich habe Jesus selbst erlebt."
Klar, dass ein solches Christsein überzeugt. Deshalb lasst uns aufhören, fromme Pakete durch die Gegend zu fahren, deren Inhalt uns selbst fremd ist. Wir irritieren damit doch nur unsere Umgebung.
(Peter Strauch)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1168
© Alle Rechte vorbehalten