Osterglaube rechnet mit der Kraft Gottes

An der österreichischen Grenze liegt am Ufer der Ill, eines Nebenflusses der Donau, ein kleines Städtchen, namens Feldkirch, mit kaum dreitausend Einwohnern. Im Jahre 1799, als die Armeen Napoleons über das Festland Europas hinfegten, erschien eines Morgens plötzlich Massena, einer seiner Generäle, auf den Höhen oberhalb des Stadt, an der Spitze von 18.000 Mann. Es war Ostersonntag und in der aufgehenden Sonne glitzerten die Rüstungen der Franzosen auf dem Gipfel des Höhenzuges, westlich von Feldkirch. Die Stadträte versammelten sich schnell, um zu beraten, was zu tun sei. An Verteidigung war nicht zu denken. Sollte man eine Deputation mit den Schlüsseln der Stadt an Massena senden und ihn um Schonung der Stadt bitten?

Da erhob sich der alte, ehrwürdige Stadtpfarrer und sagte: "Es ist heute Ostertag; wir haben mit unserer eigenen Kraft gerechnet und die lässt uns im Stich. Heute ist der Tag der Auferstehung des Herrn. Lasst uns die Glocken läuten und, wie gewöhnlich, Gottesdienst abhalten und alles Gottes Händen überlassen. Wir kennen nur unsere Schwachheit und nicht die Macht Gottes." Seine Worte fanden Anklang.

Alsbald erscholl denn durch die Lüfte ein fröhliches Glockengeläute zu Ehren des Auferstandenen und die Straßen wurden belebt von Scharen von Kirchgängern. Die Franzosen hörten mit Überraschung und Entsetzen das plötzliche Anschlagen der Freudenglocken und da sie den Schluss zogen, die österreichische Armee sei in der Nacht herangerückt, um Feldkirch zu entsetzen, brach Massena plötzlich sein Lager auf, so dass noch vor Beendigung des Geläutes kein Franzose mehr zu sehen war.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 1172
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