Nur die kranken Schafe folgen einem Fremden
Ein Mann, der sich im Morgenland aufhielt, sah gern die großen Herden, die dort in manchen Gegenden zu finden sind. Es freute ihn die Art der Hirten, mit den Schafen umzugehen und besonders die Treue, mit der diese ihm folgten.
Einst wurde er auf einen Hirten aufmerksam, der sich durch besondere Treue auszeichnete. Er hatte jedem Schaf einen besonderen Namen gegeben, und sowie er nur seinen Namen rief, kam das betreffende Schaf angesprungen. Das interessierte unseren Fremden, und er wollte einmal versuchen, ob die Schafe auch wohl seinem Rufe folgen würden. Er ging zu dem Hirten und bat ihn, ihm seinen Mantel, Hut und Stock zu geben.
Der Hirte tat es, und wie der Fremde nun dessen Ansehen hatte, fing er an zu rufen: "Mina, Mina!", wie er es von den Hirten gehört hatte. Aber siehe da, das Schaf, das diesen Namen führte, kam nicht, sondern lief davon, und mit ihm die anderen Schafe. Verwundert fragte er den Hirten: "Folgt denn kein Schaf, wenn ein Fremder ruft?" "Kein Schaf", erwiderte der Hirte, "außer denen, die krank sind. Diese hören auch auf den Ruf eines Fremden und folgen ihm."
Genau wie dieser Hirte seinen Schafen, so ist auch der Heiland den Seinen bekannt. Nur kranke Schäflein, Kinder, die durch ihre Sünden dem Heiland entfremdet sind, nur die lassen sich täuschen und hören auf den Ruf eines Fremden. Ach, und der Fremde ist jedes mal ein Feind Jesu, der Ihm Sein liebes, krankes Schäflein fortlocken will! Zur Herde des Fremden gehören nur kranke Schafe, arme Menschenkinder, die unter der Sündenkrankheit leiden.
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