Nagelt ihn wieder ans Kreuz!

Der dänische Dichter Jens Peter Jacobsen (1847-1885) lässt einen Mönch während einer Pestepidemie in Bergamo in einer Predigt Folgendes sagen:
"Sie ließen Christus das Kreuz durch den aufgewirbelten Staub tragen, rissen ihm die Kleider ab und entblößten seinen Leib vor aller Augen, und dann trieben sie ihm Nägel ins Fleisch, und keiner zeigte eine Spur von Mitleid. Sie sagten: ,Bist du der Sohn Gottes, so steige herab vom Kreuz!', und sie schmähten ihn.
Da riss er seine Füße aus den Nägeln heraus und ballte seine Hände um die Köpfe der Nägel und riss sie heraus, dass sich die Arme des Kreuzes wie ein Bogen spannten. Und er sprang auf die Erde herab und riss das Gewand an sich, so dass die Würfel über den Abhang von Golgatha hinabrollten, und er warf sich das Gewand in königlichem Zorn um die Schultern und fuhr gen Himmel auf. Und das Kreuz blieb leer stehen, und das große Werk der Versöhnung ward niemals vollbracht. Es gibt keinen Mittler zwischen Gott und uns. Es ist kein Jesus für uns am Kreuz gestorben."

Da lässt Jacobsen einen der Zuhörer, einen Metzger, in die Menge hineinrufen: "Nagelt ihn wieder ans Kreuz!"

Das soll und will bei Jacobsen keine Blasphemie sein. Es soll nur dies sagen: Ohne den gekreuzigten Christus, ohne den Mittler der Versöhnung, ohne den Tod des Herrn können wir nicht leben und sterben. Wir brauchen das Kreuz, weil es ohne Kreuz kein Leben gibt; wir brauchen den Tod des Herrn, weil es ohne diesen Tod keine Auferstehung gibt. Wir müssen es künden dürfen: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir - und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit!"

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1137
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