Mutter Eva - eine barmherzige Samariterin
Eine barmherzige Samariterin für viele Menschen ist "Mutter Eva" gewesen. Aus unzähligen Beispielen ihrer barmherzigen Hilfe lassen wir sie eines selbst erzählen: "Heute bin ich auf dem Wege nach Blankenburg. Früh stellte ich mich dem Herrn zur Verfügung, und in seiner Güte hatte er einen Auftrag für seine Magd. Dicht vor dem Bahnhof sah ich einen elenden, bleichen, anscheinend sehr kranken, alten Mann stehen, mit einem Paket in der Hand. Ich wollte es ihm tragen und sah nun erst, dass er zum Zusammenbrechen schwach war. Schwester K. und ich stützten ihn, aber er konnte nicht mehr weiter, und so rief ich zwei Gepäckträger, die ihn in einen Krankenstuhl setzten. Er wollte ganz allein 4. Klasse nach Leipzig fahren, würde es aber wohl kaum lebend erreicht haben. So änderte ich meinen Kurs, besorgte ihm, trotz seines Widerstrebens, eine Schnellzugskarte und fuhr mit ihm, um ihn im Leipziger Diakonissenhaus unterzubringen. Der alte Mann war viereinhalb Monate von Westindien gereist, wo er zweieinhalb Jahre unter den Wilden gelebt hatte, ohne ihnen entfliehen zu können. Endlich hatte er, fast sterbend, seine Heimat erreicht, und es war so eine Freude, ihn unterwegs pflegen zu dürfen. Er war halb verhungert und erfroren, und das weiße, arabische Tuch, das ich ihm umlegte, tat ihm so gut. Es war ein wenig Licht in seiner Seele, aber auch noch viel, viel Finsternis. Zuletzt verließ ich ihn wohl geborgen in einem freundlichen Krankenzimmer."
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