Musterehe

Zuweilen haben wir Musterehen kennen gelernt, die wie auf reine Liebe gegründet und durch gegenseitige Achtung befestigt worden waren. Da handelt der Mann als das zärtliche Haupt und das Weib ist die rechte Gefährtin und so stellen beide dar, was unsre Verbindung mit dem Herrn sein sollte. Sie freut sich ihres Mannes, seiner Person, seines Charakters, seiner Liebe; er ist ihr alles in allem; ihres Herzens Liebe gehört ihm und ihm allein. Sie findet ihre süßeste Befriedigung und ihren Trost in seiner Gemeinschaft, in seiner Zärtlichkeit und Innigkeit; er ist ihre kleine Welt, ihr Paradies, ihr auserwählter Schatz. Ihm zu gefallen möchte sie gern ihr eigenes Vergnügen drangeben und dasselbe doppelt in seiner Befriedigung finden. Sie freut sich, ihre eigene Persönlichkeit in der seinen aufgehen zu sehen. Sie sucht keinen eigenen Namen, sie reflektiert seine Ehre und freut sich derselben. Sie möchte seinen Namen mit ihrem letzten Atemzug schützen und er ist sich dessen bewusst, dass sie für ihn eintritt, wo sie nur kann. Der häusliche Kreis ist ihr Königreich; da Glückseligkeit und Annehmlichkeit zu schaffen ist ihre Lebensaufgabe und sein dankbares Lächeln ist der ganze Lohn, den sie sucht. Selbst bei der Wahl ihrer Kleider denkt sie an ihn; sie sucht seinen Geschmack zu erfahren und sie hält nichts für schön, das in seinen Augen hässlich ist. Eine Träne in seinem Auge, die sich durch irgendwelche Unfreundlichkeit ihrerseits zeigt, würde ihr Qual bereiten. Sie fragt nicht danach, ob ihr Verhalten etwa einem Fremden gefallen dürfte, oder wie jemand über sie urteilt; sie ist glücklich, wenn ihr Geliebter mit ihr zufrieden ist. Er hat viele Ziele im Leben, deren etliche sie nicht ganz versteht; aber sie glaubt sie, und alles, was sie tun kann , um dieselben zu fördern, tut sie mit Vergnügen. Er erweist ihr Liebe und sie ihm. Ihr Lebensziel ist ein gemeinsames. Es gibt Punkte, wo beiderSehnen sich so eng verknüpft, dass niemand sagen könnte, wo der eine beginnt und die andere aufhört. Zu sehen, wie ihre Kinder gesund und kräftig aufwachsen, wie sie nützliche und ehrenvolle Stellungen einnehmen, ist ihr gemeinsames Interesse; in diesen und anderen Dingen sind beide völlig eins. Ihre Wünsche vereinigen sich; ihre Herzen sind unteilbar. Nach und nach kommen sie dahin, die gleichen Gedanken zu hegen. Intime Verbindung schafft Gleichförmigkeit; wir haben das so vollkommen ausgeprägt gesehen, dass in einem und demselben Augenblick die gleichen Worte von ihren Lippen gefallen sind. Glückliches Weib und glücklicher Mann! Wenn der Himmel irgendwo auf Erden zu finden ist - sie haben ihn! Endlich werden beide so miteinander verknüpft, dass ihr Alter eine liebliche Anhänglichkeit zu einander, eine gemeinsame Sympathie ist. Es besteht eine so glückliche Verbindung des Willens, der Empfindung, der Gedanken und der Herzen zwischen ihnen, dass die beiden Ströme ihres Lebens nur einen Strom bilden, bis ihre gemeinsame Freude in dem Ozean der ewigen Glücklichkeit fortgesetzt werden kann.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel Nr.18
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