Mit Liebe statt Recht hätte er ihn nicht verloren
Samuel Zeller übernahm von Dorothea Trudel ihr ganzes Besitztum, damit die Anstalt im gleichen Sinne weitergeführt werden könne. Nach ihrem Tod erhob einer ihrer Verwandten Einspruch gegen die Schenkung und brachte zum Ausdruck, es sei ihm nicht um sich selbst, sondern um die Kinder seines verstorbenen Bruders zu tun. Zeller wies die amtliche Schenkungsurkunde vor; nach dieser gab es nichts zu protestieren. Danach erklärte Zeller: "Ich habe mir von Anfang an vorgenommen, den verschiedenen Parteien der hinterbliebenen Verwandten je 4000 Franken freiwillig abzutreten. Dabei soll es auch bleiben. Da nun aber Herr N. erklärt, es sei ihm nicht um seine Person und nicht um seinen Vorteil zu tun, so bestimme ich hiermit, dass die auf ihn fallenden 4000 Franken den Kindern seines verstorbenen Bruders zugute kommen, für die er so besorgt ist."
Ein heimliches Schmunzeln legte sich über die Gesichter der Herren von der Behörde, während Herr N. das Nachsehen hatte. Aber nach Jahren erklärte Zeller: "Das war ein Jakobsstreich! Der Mann konnte mir das nie vergessen: Ich verlor allen Einfluss auf ihn. Ich würde heute nicht mehr so handeln." Er hatte ihm das Recht statt der Liebe bewiesen.
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