Meine Kinder brauchen mich nicht mehr

Es war die Frau eines sehr reichen Mannes, die fünf Kinder hatte, die sehr "modern" erzogen waren. Diese Kinder im Alter von 14 bis 22 Jahren waren dem Elternhaus insofern anscheinend entwachsen, als jedes seinem Vergnügen nachging und so die Mutter zu einer Art unnötigen Requisit machte. Einmal sagte diese Mutter zu mir: "Was tue ich noch auf der Welt; wenn die Kinder heutzutage in dem Alter wie meine Kinder sind, dann brauchen sie keine Mutter mehr." Ich widersprach. Ein Jahr später starb nach kurzer Krankheit diese Mutter. Da zeigte sich, wie falsch der pessimistische Ausspruch der Mutter gewesen war. Das Haus zerfiel, der Mann verschleuderte sein Vermögen, die Söhne studierten nicht zu Ende, zwei starben durch Selbstmord, die Tochter zerbrach ihre Ehe und wurde unglücklich, und einer der beiden überlebenden Söhne, die heute in sehr unwürdigen Lebensstellungen sind, sagte mir vor kurzem: "Wäre unsere Mutter damals nicht gestorben, so wäre es mit uns nicht so abwärts gegangen, denn sie war doch der feste Punkt, der uns zusammenhielt."

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1777
© Alle Rechte vorbehalten